LEBEN
bedeutet tätig sein
ERGOTHERAPIE
bedeutet teilhaben
Definition
Tätig sein: ein menschliches Grundbedürfnis!
Ergotherapie (griechisch „ergein“: handeln, tätig sein) – geht davon aus, dass „tätig sein“ ein menschliches Grundbedürfnis ist und deshalb das „nicht- tätig- sein können“ zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen führen kann. In die Situation „nicht- tätig- sein- können“ kann ein Mensch aus vielen Gründen kommen: wegen Krankheiten, Lebenskrisen, umwelt- oder personenbezogenen Umständen.
Deshalb:
„….unterstützt und begleitet Ergotherapie Menschen jeden Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind und/ oder ihre Handlungsfähigkeit erweitern möchten .
Ziel ist es, diese Menschen bei der Durchführung für sie bedeutungsvoller Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer persönlichen Umwelt zu stärken.
In der Ergotherapie werden spezifische Aktivitäten, Umweltanpassung und Beratung gezielt und ressourcenorientiert eingesetzt. Dies erlaubt dem Klienten, seine Handlungsfähigkeit im Alltag, seine gesellschaftliche Teilhabe (Partizipation) und seine Lebensqualität zu verbessern.
(DACHS- Definition der Ergotherapie 2007)
Gesundheitsprobleme und ICF
Das bio-psycho-soziale Modell der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der Weltgesundheitsorganisation WHO beschreibt, wie Körperfunktionen und – Strukturen, Bedingungen der Umwelt oder der Person selbst die Aktivitäten und die Teilhabe von Menschen einschränken können und weitere Gesundheitsprobleme entstehen können.
Ergotherapie will als Teil dieses Modells helfen, Gesundheitsprobleme im Bereich der Aktivitäten und Partizipation (Teilhabe) zu lösen, die als Folge von Erkrankungen oder sonstigen Lebensumständen auftreten können.
Gesundheitsprobleme können dabei in diesen Bereichen vorkommen:
- Lernen und Wissensanwendung
- Allgemeine Aufgaben und Anforderungen
- Kommunikation
- Mobilität
- Selbstversorgung
- Häusliches Leben
- Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen
- Bedeutende Lebensbereiche
- Gemeinschafts-, soziales und staatsbürgerliches Leben
Therapeutischer Prozess
Der ergotherapeutische Prozeß orientiert sich an Modellen der Occupational Science (Bsp.: Modell of human occupation) den Kategorien der ICF (internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) und wird in mehreren Phasen durchgeführt:
Die Anliegen der Klient*Innen werden im Erstgespräch erhoben. Dabei helfen standardisierte Fragebögen und ein Betätigungsprofil. Dieses wird von oder mit den Klient*Innen ausgefüllt. Schwierigkeiten in den Aktivitäten und der Teilhabe werden erstmals formuliert und priorisiert.
Mit Hilfe einer Vielzahl möglicher standardisierter Assessments konkretisieren die Ergotherapeut*Innen die Aktivitäten, die für die Klient*Innen problematisch sind. In einem standardisierten Beobachtungsprozess werden die prozesshaften, sozialen oder motorischen Aktivitäten analysiert und bewertet.
Die Behandlungsplanung geschieht klientenzentriert, das heisst, die Klient*Innen legen nach Rücksprache mit den Therapeut*Innen die Ziele der Behandlung fest.
Um überprüfbar zu sein, werden die Behandlungsziele nach SMART- Kriterien formuliert: sie sollen spezifisch – messbar – aktiv beeinflussbar – realistisch – terminlich begrenzt formuliert sein.
Als Intervention stehen Ergotherapeut*Innen eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung. Diese reichen von einfachen Orientierungsgesprächen über konkrete Hilfen zu jeder Art von Alltagsaktivitäten, von Übungsprogrammen zur Verbesserung der Performanz in allen Lebensbereichen über Hilfsmittelberatung, Angehörigenberatung sowie Hilfe bei der Beschaffung von Hilfsdiensten oder Kontakten zu anderen medizinischen oder sozialen Diensten und Einrichtungen.
Um den Behandlungserfolg zu sichern, wird oft nach einer definierten Zeitspanne eine Überprüfung der Behandlungsziele vereinbart. Bei Bedarf werden Teile der Behandlung zur Auffrischung wiederholt oder es wird eine Weiterbehandlung vereinbart.
Literatur
Scheepers, Clara et. al., Thieme Verlag Stuttgart 2007
Kielnhofer, Gary et.al., Springer Medizin Verlag Heidelberg, 2005
Baumgarten, Astrid et.al., Schulz- Kirchner- Verlag, Idstein, 2016
Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Gesundheit und Behinderung, WHO 2005.
Zu beziehen über www.dimdi.de
Mitglied im Deutschen Verband der Ergotherapeuten DVE. Weitere Informationen zur Ausbildung und zu beruflichen Inhalten finden Sie auf der Website www.dve.info .